CENTRE OF CONTEMPORARY

 

ART  Larissa / Greece

 

2nd October 1999 - 30th November 1999

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Allegorie der Materie - Allegory of Elements

Berlin. Alte und neue Hauptstadt. Brennpunkt der Geschichte Deutschlands und zur Zeit immer noch eine der größten Baustellen Europas, wenn nicht gar der Welt. Im Wettlauf gegen die Zeit, um noch bis zur Jahrtausendwende der Regierungs-Metropolis ein Dach und ein neues Gesicht zu geben. Eine neue Ära, von einer wahren Materialschlacht eingeleitet, der der Mensch von Technik erstaunt und überwältigt gegenübersteht. Riesengebäudekomplexe werden aus dem Boden gestampft, ganze Straßenzüge entstehen, Hochhäuser türmen sich auf gestern noch verlassenen Plätzen. Die Technik feiert Triumphe und die Sucht der Architekten nach gigantesker Selbstverwirklichung nach dem Prinzip des „NOCH GROESSER" oder „WAS ERREGT AM MEISTEN AUFSEHEN" ist allgegenwärtig. Der Mensch daneben ein stummer Zuschauer, dem seine Kleinheit einmal mehr bewußt wird.

Das Sich-Zurückbesinnen, der Umgang mit Material, das vom Menschen geprägt wird und nicht umgekehrt den Menschen prägt, ist daher vielleicht fast eine zwingende Schlußfolgerung auf das, was sich zur Zeit auf dem Potsdamer Platz und fast überall in der ganzen Stadt ereignet. Mit ihrer Arbeit schaffen die fünfzehn Künstler, die alle in Berlin arbeiten und leben, einen ruhenden Gegenpol, indem sie Material nicht einfach benutzen, sondern beseelen, ihm jenes Leben einhauchen, das jedes wahre Kunstwerk atmet. Ihre Arbeiten sind nicht nur einfache Symbole oder reine Oberfläche, die sich selbst genügt, sie sind komplex, vielschichtig, allegorisch, kaleidoskopisch. Grundlage ist das jeweils favorisierte Material - Holz, Metall, Stein, Sammelsurien, etc. -, das jeder Künstler auf seine ihm ganz eigene Art bearbeitet. In all ihrem Schaffen bleiben die Künstler dabei dennoch der sie umgebenden Öffentlichkeit verpflichtet, einer Umwelt, der sie sich wie jeder andere anpassen, anpassen müssen. Mit dem Unterschied vielleicht, dass sie, als Künstler, vielfach mit seismographischer Empfindlichkeit eher die Veränderungen im Lebensgefühl dieser ganz eigenen multikulturellen Berliner Mischung wahrnehmen und sie bildlich oder plastisch umsetzen. So stehen ihre Arbeiten nicht einfach nur für sich, sondern sind auch bildgewordener „Zeitgeist" einer Stadt - Berlins.

Nehmen wir das aristotelische „NICHTS GÄNZLICH NEUES" als feste Größe, um das wirkliche Erstaunen zu finden, das seit Anbeginn der Menschheit unsere Beziehung zum Material mit definiert. Lassen wir uns von den Künstlern in Erstaunen setzen. Ihre gemeinsame Ausstellung im Zentrum für zeitgenössische Kunst in Larissa, Hauptinspirator des Konzeptes, ist ganz nebenbei auch als Hommage zu verstehen. Als Hommage an ein Land, in dem der Gedanke des Materials als etwas Göttlichem vielleicht einer der wichtigsten Momente des menschlichen Denkens überhaupt war. Ein Moment, der als Geburtsstunde der Philosophie schlechthin gelten mag, und damit grundsteinlegend für die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins und somit auch der „Menschwerdung" schlechthin war.

Dr. Katia David

 

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