" Hermann Theis ist ein vielseitig begabter und aktiver Künstler. Sein Leben spielt sich ab zwischen scheinbar so gegensätzlichen Bereichen wie dem Ingenieurstudium und dem Tanz, zwischen den griechischen Inseln, Kusel und Berlin, zwischen lebendigstem Familienleben und Einsamkeit und natürlich immer wieder und intensiv in der Malerei. Dabei fließen alle angesprochenen Bereiche mit ein in die Form dieser Malerei. Die Bewegung, das Tänzerische bereichern die gestische Vorgehensweise der Malaktion, die in den gewaltigen Triptychen, die seit 1986 entstehen, ihren bisherigen Höhepunkt erreicht hat. Der Künstler gibt seinen Werken keine Titel. Bei den meisten jedoch scheint trotz der vom Informel beeinflußten Malweise eine Gegenständlichkeit auf, die vom menschlichen Körper geprägt ist. Aber auch die Landschaft, das Gebirge, spielt eine wesentliche Rolle und kommt vor allem in den dunklen, erdigen Farbtönen der jüngeren, auch wieder kleineren Bildern zum Vorschein. Farbenfrohe Phasen wechseln mit dunkleren oder gar schwarzen. In letzter Zeit werden die Bilder objekthafter. Neue Materialien kommen hinzu. Die Collage wird wichtig. So verbinden sich nun auch stärker konstruktive Elemente der ungestümen Malerei, die dadurch gebändigt erscheint, gewaltsam gezügelt, aber auch beherrscht und geordnet. Eine neue Ästhetik, die ihre Kraft aus der stürmischen Malereiphase des Künstlers bezieht, verleiht den jüngsten Werken ihre geradezu klassische Ausgewogenheit. "
Hermann
Theis is an artist’s artist. In 1982 he abandoned his career as an engineer to
devote himself fully to his art. His artistic vitae shows an astonishing
development: The first paintings presented to the public were impressive for
their sheer explosion of colour on the canvas surface. Intense brush movements
and fearless dashes of paint intensified by strong colours are characteristic
for this “gut feeling painting” with a logic of its own.
But
as spontaneous as it may seem at first glance, these broad colour areas,
becoming further fragmented into smaller areas and overlaid with subtle hatches
and lines, are created with a keen artistic consciousness - which may
serve perhaps as one more explanation for their expressiveness.
In
1986 the painter discovered the triptych, and remained loyal to this particular
genre for some creative years, although changing the subjects of the paintings
from time to time
Starting
in 1986, Theis began to reduce his palette to fewer colours, mostly to some
specific greens and browns. This new tendency was eventually followed by a
subtle shift to a more object‑related approach towards painting. From now
on, the painter not only used diverse materials, but even turned the canvas
itself into a bearer of materials when three - dimensional objects of a
mostly pure geometrically message were depicted. The shift
to angular lines was accompanied by the abandonment of colour in favour
of grey tones.
This
monochrome element dominated the artists work until 1991/92, when his
exploration of object dimensions was transformed by his interest in the collage
technique, bringing the powerful reductionist style of painting to the front. Triptychs, which dominated the work from 1986 - 90, were replaced by single paintings. The ensuing relief-like structuring of the canvas seems to be an almost logical conclusion of this artist’s evolution so far: it is a hybrid between the powerful act of painting often accompanied by pastose layers of colours and objects directly attached to the canvas. Perhaps the most impressive peak of this evolutionary development is reached in the twelve -piece space- object polyhedron “Unite”. A “Gesamtkunstwerk” consisting of relief, collage and objects that does not conceal its own fragmented existence while - at the same time- evoking its own unity as the spectator moves around the object. The elements of space and time assume a key role in this embodiment of their unity.
The
large panel paintings follow a different aesthetic canon, even though
composition and technique
clearly show the signature of the artist: relief - like structured forms, a morphogenesis with a background of monochrome colour
areas, Intense and
earthy colours that otherwise dominated in the oeuvre are replaced by greys and
whitish yellows in various nuances. Compared to earlier periods, the works are
now brighter, more contemplative and more transparent. At the same time, they
display a compelling persuasive power so intriguing that the viewer is stunned
and fascinated at the same
time.
One
could say that, throughout the years of his artistic life, Hermann Theis has
pursued the constant development of one thought as an integral part of his
individuality, making it accessible in his entire oeuvre. However, each and
every period is a true Theis period, stimulating curiosity about his work in the
years to come.
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Ich
möchte Sie sehr herzlich zur Eröffnung der Ausstellung „Dynamik – Ruhe“ des
Berliner Künstlers und Kuseler „Sohns“ Hermann Theis begrüßen und freue mich,
dass Sie so zahlreich erschienen sind. Ich habe mich in meiner Auseinandersetzung mit den neuesten Arbeiten von Hermann Theis vom Titel der Ausstellung leiten lassen, denn er trifft bereits im Kern ihre Besonderheit und ihre innovative Kraft. „Dynamik“ und „Ruhe“ umschreiben nämlich den Spannungsbogen zwischen Theis’ jüngsten, sehr dynamischen künstlerischen Aktionen und den daraus resultierenden Arbeiten einerseits und seinen Aktskizzen andererseits, die neben diesen dynamischen Prozessen in entspannten und ruhigen Modellsitzungen entstehen. Bevor ich aber genauer auf den neuen künstlerischen Arbeitsprozess eingehe, dem sich Hermann Theis seit ungefähr zwei Jahren widmet, möchte ich noch einige Worte zu seinem Werdegang sagen. Denn erst das Wissen um seine künstlerische Entwicklung verdeutlicht, dass sich in seinen neuen Arbeiten Herkunft und künstlerische Arbeit zu einem vorläufigen Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens zusammenschließen. Hermann Theis lebt und arbeitet seit zwei Jahrzehnten in Berlin-Schöneberg. 1981 bezog er die Fabriketage in der Hauptstraße 150, arbeitete dort zehn Jahre, betrieb ein offenes Atelier sowie eine Produzentengalerie, in der Ausstellungen gezeigt wurden und Musik-, Tanz-, Film- und Theater-Veranstaltungen stattfanden. Während dieser Zeit entstanden großformatige Tafelbilder, die von erdigen Farben, transparenten Lichtnuancen und rauen, fast kantigen Bildstrukturen geprägt sind. Diese Gemälde repräsentieren bildnerische „Landschaften“, die Bezüge zu seiner Pfälzer Heimat und seiner akademischen Ausbildung als Geodät erkennen lassen. Seit der Jahrtausendwende nun hat Theis eine folgenreiche Veränderung seines Arbeitsprozesses vorgenommen. Sind seine früheren Arbeiten in nahezu ausschließlicher Auseinandersetzung mit Farbe und Leinwand entstanden, so inszeniert er sein künstlerisches Schaffen seit Anfang 2000 als multimediales Ereignis, das Malerei, Tanz und Musik simultan verknüpft. Inspiriert von den Bewegungen eines Modells, das zu selbst ausgewählter, von seiner eigenen Kultur geprägter Musik tanzt, arbeitet Theis an fünf bis sechs auf dem Boden liegenden Leinwänden gleichzeitig. Während dieser dynamischen künstlerischen Aktion, in der der Künstler gleichsam selbst wie ein Tänzer die Leinwände in eine Art malerische Choreographie einbindet, agiert Theis gewissermaßen als Medium für die Aktionen der Tänzer. Von ihren tänzerischen Ausdrucksformen empfängt er unterschiedlichste visuelle, akustische und rhythmische Eindrücke, die er in Tafelbilder und später auch in Musikfragmente umsetzt. Da der Künstler die Leinwände in mehreren solcher Mal-Tanz-Musik-Performances bearbeitet, entstehen Bilder mit zahlreichen Mal- und Materialschichten, in denen die ersten, mit Kohlestift gezeichneten Grundzüge von verschiedenen Materialien wie Nesselstreifen, Synthetikkleber, Sand sowie von Acryl- und Ölfarben überlagert werden. So bilden sich Farb-Raum-Körper von großer Dichte und einer starken Athmosphärik heraus, die vor allem aufgrund von Theis’ erstmaliger Einbeziehung heller erdiger Farben wie Gelb und Sand eine überraschende organische Vitalität ausstrahlen.
Mit
der Erweiterung seines künstlerischen Radius’ auf einen multimedialen Rahmen
hat Theis nicht nur alle früheren Elemente seines künstlerischen Schaffens zu
einer gelungenen Synthese verbunden. Auch die Bezüge zu seiner Heimat sind
komplexer, denn die Einbeziehung von Tanz und Musik in seine Malerei lässt sich
durchaus auch als Reminiszenz an die Pfalz verstehen. Vor diesem Hintergrund hoffe ich, dass Sie als Pfälzer ihr ganz eigenes Vergnügen an diesen großartigen Gemälden haben werden und wünsche Ihnen viel Freude an der Ausstellung! Vielen Dank.
"Untitled" XIII - XVIII - 160x240 cm - Berlin 2005 - encaustic-mixed technique on canvas |