Atelier Hermann Theis / Parade Reposte
13. August 1985
Atelier - Aktion am 13. August 1985
mit Hermann Theis, Ralf Roszius, Heike Durchholz und
Trutz Trommer
Die Maler Hermann Theis und Ralf Roszius arbeiten an drei Bildern und
agieren im Raum, dessen Ausstrahlung sie zugleich mit der Entstehung ihrer
Gemälde fortwährend verändern.
Ihr Modell hat sich aus der Passivität des bloßen Objekts befreit.
Heike Durchholz stellt sich selbst dar, eine Frau zwischen drei Männern,
an diesem Abend. Sie hat Musik mitgebracht aus San Fransisco und Berlin
und inspiriert durch Farbe, Körper, Bewegung, tanzt anregend, aufregend
spielerisch versonnen. Als lebendes Kunstwerk demonstriert sie
Wandlungsfähigkeit und Vergänglichkeit.
Nach der Aktion setzt sie sich leicht lädiert aber zufrieden unter die
Dusche und wäscht die Farben von ihrem Körper.
Trutz Trommer nimmt mit seiner Videokamera an der Aktion teil.
Indem die Maler ihre Bilder gestalten bewahrt er die Erinnerung an die
Vielfalt des künstlerischen Schaffensprozesses. Dabei wechselt er seine
Standpunkte im Kraftfeld des Ateliers und variiert mit seinem Medium die
Ebenen des Geschehens. Flüchtige Porträts von den Malern und der Frau. Der
Raum in seiner Veränderung. Die Entwicklung der Bilder im Zusammenspiel
der Akteure. Die Details der Bewegungen und der Malerei. Die
Vereinheitlichung der Aktion durch die Musik und ihr Auseinanderstreben
durch die Unterschiede in der Tätigkeit und in den Stimmungen der vier
Akteure, deren starke Polarität schließlich in den Gemälden aufgehoben
bleibt.
Der gespannte Schöpfungswille von Ralf Roszius. Seine Skizze, die er
konsequent realisiert, Nichts was ihn an diesem Abend hindern konnte,
seinem Thema Ausdruck zu geben und es im Zusammenspiel mit Heike Durchholz
genial zu vollenden.
Ihr Tanz ist vitaler Gegensatz zur Mauer durch Berlin, wenn sie sich über
das Bild rollt, dann bleiben auf ihrem Unterleib lediglich einige weiße
Reflexe von den grellen Scheinwerfern, die sie später abwaschen wird. Sie
aber hinterläßt bunte bleibende Spuren menschlicher Lebensfreude auf der
kalten Systemgrenze.
Hermann Theis bewahrt die andere Seite. Die Offenheit der Formen die sich
fortwährend verändern, bis sie mit den beteiligten Farben ihre endgültige
Harmonie gefunden haben. Die Stimmung des Bildes, die sich mit der
Stimmung im Raum entwickelt, mit der Vitalität der tanzenden Frau und der
Anspannung seines Freundes, die sich erst nach der Vollendung seines
Werkes löst und die drei Akteure vor der Kamera in einem Taumel über dem
lädierten Gemeinschaftsbild zusammenführt.
Auszug aus dem PDF - Katalog "Atelier Hermann
Theis / Parade Reposte 1984 - 1994"
(C) + (P) paranorm, 2006
paranorm: Mirjam Lehnert & Ralf Roszius |